Viele Instagrammer*innen besuchen München und fangen die Stadt durch Videos, Artikel und Fotos ein. Um einen Einblick in ihre kreative Arbeit zu bekommen und herauszufinden, was sie an München begeistert hat, haben wir einen Fragebogen in petto. Diesmal teilt Jörg Nicht vom Account @jn seine Eindrücke zum Thema Kultur und Innovation in München mit uns.
Woran hast du als erstes gedacht, als du dir ein innovatives und kulturelles München vorgestellt hast?
Bei Innovation habe ich an die Autoindustrie gedacht, aber auch Technologie-Unternehmen und die LMU hatte ich im Blick. Unter dem Stichwort „kulturelles München“ assoziierte ich in erster Linie die vielen Museen, aber auch das Volkstheater, das ich schon einmal besucht hatte.
Und wie innovativ und kulturell hast du die Stadt dann erlebt?
München habe ich als sehr innovativ erlebt. Besonders spannend war für mich, tiefer in die Stadtgeschichte der letzten Jahrzehnte einzusteigen. Die Olympischen Spiele 1972 waren aus meiner Sicht ein echter Innovationstreiber. Die Dachkonstruktionen über den Sportstätten sind bekannt und auch die Infrastrukturprojekte jener Zeit. Aber auch im Wohnungsbau wurde experimentiert, wie zum Beispiel das Pharao-Haus zeigt.
Auch kulinarisch ist in München die Welt zu Hause. Zugleich gibt es Menschen und Projekte, die die Traditionen pflegen und Handwerk weiterentwickeln, um qualitativ hochwertige Produkte herzustellen. So wird in der Kunstmühle mitten in München nicht nur Mehl gemahlen, sondern auch Brot und Brezn traditionell handwerklich hergestellt. Das ist für mich aktive Pflege der Kultur.
Das Werksviertel-Mitte ist im stetigen Wandel. Was hat dir besonders gefallen?
Das Werksviertel-Mitte hat mich besonders überrascht. Es zeigt, dass die Entwicklung eines neuen Quartiers auch nachhaltig geschehen kann. Nachhaltigkeit wird in diesem Viertel sehr umfassend verfolgt. Das beginnt bei der sorgfältigen Auswahl der Mieter, um einen bunten Mix zu erhalten, der eben nicht nur kurzfristig hohe Mieteinnahmen generiert, sondern auch nach außen strahlt. Deshalb wird auch Künstlern Raum geboten.
Nachhaltigkeit wird aber auch ganz praktisch, wenn die Küchenabfälle der Restaurants in der eigenen Kompostieranlage verwertet werden. Das erspart Verkehr und der so gewonnene Humus wird auf dem Gelände wieder eingesetzt. Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, dass Gebäude saniert werden und nicht einfach abgerissen und neu gebaut. Die Sanierung ist auf keinen Fall die billigere Lösung, aber sie spart vor allem jede Menge CO2.
Welche drei Highlights oder Sehenswürdigkeiten legst du Menschen nahe, die ein dynamisches, kreatives München erleben möchten?
Das Werksviertel: Industriegeschichte wird hier nicht bewahrt, sondern alte Gebäude werden nachhaltig in Büroflächen umgewandelt. Zudem sind hier auch Kunst und Kultur zu finden. Ein Riesenrad lockt mit toller Aussicht und eine Vielzahl an Restaurants und Imbissen ist vorhanden. Da ist nicht nur für jeden Geschmack, sondern auch für jeden Geldbeutel etwas dabei.
Das Schlachthofviertel: Auf der einen Seite des Viertels erschaffen Künstler Installationen, sprayen Graffitis und betreiben Urban Gardening. Auf der anderen Seite werden nach wie vor Tiere geschlachtet. Und mittendrin steht das neu gebaute Volkstheater. Das kann jeder besuchen, ohne sich besonders herauszuputzen. So wünscht sich das zumindest der Intendant Christian Stückl. Nicht zu vergessen ist die Alte Utting – ein altes Schiff, das auf einer alten Brücke eine Straße überragt.
Und einen Spaziergang durch Schwabing: Vor allem am Nachmittag ist richtig viel los auf den Straßen dieses Stadtteils. Viele junge Leute sitzen in den Cafés und Restaurants. Interessante Geschäfte laden zum Einkaufen ein. Wer Zeit hat, kann noch einen Abstecher in die Pinakothek der Moderne oder einfach davor auf der Wiese eine Pause vom Stadtbummel machen.
Kunst, Kultur, Mode – du hast eine große Vielfalt erlebt. Was hat dich am meisten überrascht?
Am meisten überrascht hat mich, auf einem Bürohaus in München weidende Schafe zu finden. Und im selben Viertel sind auch eine Reihe von Graffitis zu sehen. Ich dachte vorher, so etwas gebe es in München gar nicht.
Weißt du, was der bairische Spruch Scheiß da nix, dann feid da nix!* bedeutet?
Nein. Da muss ich wohl noch einmal wiederkommen, um noch mehr von München und seiner Sprache zu lernen.
*Scheiß da nix, dann feid da nix! bedeutet so viel wie ‚Denk dir nichts, dann passiert dir auch nichts!’
Instagram: @jn